Mouctar Bah, Gründer der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, wird von der Internationalen Liga für die Menschenrechte mit der Carl-von-Ossietzky-Medaille ausgezeichnet. Die öffentliche Verleihung erfolgt am 13.12. von 11 Uhr bis 13 Uhr im Haus-der-Kulturen-der-Welt, John-Foster-Dulles-Allee 10, Berlin.
Die Internationale Liga der Menschenrechte würdigt damit die Zivilcourage von Mouctar seit der Gründung der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh. Die zweite Ehrung durch die Liga geht in diesem Jahr an den Kapitän des Schiffes “Cap Anamur” Stefan Schmidt, der Flüchtlinge in Seenot rettete, und dafür vor dem Gericht in Sizilien angeklagt, und erst dieses Jahr freigesprochen worden war.
Seit dem qualvollen Feuertod seines Freundes Oury Jalloh in einer Dessauer Polizeizelle am 7. Januar 2005 hat Mouctar öffentlich für Aufklärung, Entschädigung und Gerechtigkeit gestritten. Er hatte mit der Schwarzen Community in Dessau die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh ins Leben gerufen. Die Initiative wurde dann mit Beteiligung von Flüchtlingen und AntirassistInnen aus anderen Städten stärker und setzte ein Gerichtsverfahren durch, beobachtete dieses kritisch und trug später seit dem Juli 2008, als sich die Prozessführung als Farce zeigte, den Protest auf die Straße. Mouctar hat in dieser ganzen Zeit den politischen Kampf für Gerechtigkeit geführt und zugleich die Angehörigen Oury Jallohs betreut, und ihnen geholfen, so gut er nur konnte. Und er war ständig gegen Alltagsrassismus und repressive Flüchtlingsverwaltung aktiv, war ein solidarischer Begleiter für Flüchtlinge bei täglichen Existenzkämpfen und bei Repressionen durch Behörden.
Von Dessauer Behörden und Polizei bekam Mouctar immerzu neue Schwierigkeiten während seines antirassistischen Engagements. Jahrelang hatte er ein Internetcafé in Dessau geführt – das wurde vom Ordnungsamt dann zum Problem erklärt, und es wurde unterstellt, dass dort gedealt würde. Immer wieder erfolgten Polizeikontrollen in dem Laden, und das Ordnungsamt fand, dass bei Mouctar “unabhängig vom Ergebnis große charakterliche Mängel” vorhanden wären. Zugleich hetzten Nazis gegen ihn und brachten Hakenkreuzschmierereien an dem Laden an. In 2006 wurde Mouctar dann vom Ordnungsamt aufgefordert, seine Gewerbelizenz abzugeben. Die Internationale Liga für die Menschenrechte nimmt auch darauf Bezug und schreibt in ihrer Pressemitteilung zur Auszeichnung:
“Die Zivilcourage, mit der sich Mouctar Bah in Dessau beharrlich für Recht und Gerechtigkeit einsetzt, wird von Teilen der Bevölkerung offenkundig missbilligt und von den staatlichen Behörden alles andere als bestärkt.”
Sogar nach der offiziellen Erklärung von der Auszeichnung ging der Streß für Mouctar weiter. Wenige Tage nach der Pressemitteilung der Liga der Menschenrechte kam die Polizei wieder in das Internetcafé, in dem Mouctar jetzt als Angestellter arbeitet, und zeigte ihm einen Durchsuchungsbefehl. Aber wie schon früher konnte die Polizei nichts finden – weil es eben nichts zu finden gibt, wenn Behörden sich immer neue Gründe für Schikanen ausdenken. Wir protestieren an dieser Stelle noch einmal ausdrücklich gegen diese offensichtlichen Schikanen und sagen, dass wir Mouctar dagegen weiter zur Seite stehen werden!
Wir danken Mouctar für seine unermüdliche antirassistische Tätigkeit, ohne die die Initiative nie so weit gekommen wäre!