Ausstellung: 03.06.2022 — 11.09.2022
- Frankfurter Kunstverein
Steinernes Haus am Römerberg
Markt 44
D-60311 Frankfurt am Main Anfahrt: - Öffnungszeiten:Di-So: 11 – 19 Uhr
Do: 11 – 21 Uhr
Montags geschlossen
Bericht zur Eröffnung, von Initiative 19.Februar Hanau – 3.6.22: “THREE DOORS”, siehe Link & Bericht der Frankfurter Rundschau -3.6.22: “Der Fall Oury Jalloh – brisante Rauchspuren” siehe Link “Die Wahrheit ist in diesem Raum” ND -23.6.22 siehe Link

In der Ausstellung Three Doors werden drei neue Arbeiten von Forensic Architecture/Forensis präsentiert, die rassistisch motivierte Vorfälle in Deutschland untersuchen. In jedem der drei Fälle wird eine Tür zu einem Sinnbild für die anhaltende und alarmierende Verwicklung staatlicher Behörden in rassistische Gewalt.
Die forensischen Untersuchungen des rassistischen Terroranschlags vom 19. Februar 2020 in Hanau, bei dem Ferhat Unvar, Gökhan Gültekin, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Mercedes Kierpacz, Sedat Gürbüz, Kaloyan Velkov, Vili Viorel Păun, Fatih Saraçoğlu ermordet wurden, werden zur Geschichte zweier Türen: des verschlossenen Notausgangs der Arena Bar in Hanau-Kesselstadt, wo sechs der Opfer starben, und der Eingangstür des Hauses des Täters, zu deren polizeilicher Überwachung in der Tatnacht viele kritische Fragen offen sind.
Eine weitere Untersuchung befasst sich mit einer dritten Tür der Polizeizelle, in der Oury Jalloh, ein junger Asylsuchender aus Sierra Leone, 2005 in Dessau verbrannte. Die Fallstudie prüft die seit langem bestehende Annahme von Ourys Freunden und seiner Familie, dass sein Tod nicht selbstverschuldet war, sondern dass es sich um eine Tötung in Polizeigewahrsam handelt.
Jede Tür öffnet eine neue Perspektive auf strukturellen Rassismus in deutschen Behörden, einschließlich fehlender Konsequenzen für Polizeiverfehlungen, die die Ausübung rassistischer Gewalt ermöglicht haben, sowie Ermittlungen, die den Rechten der Opfer, Überlebenden und ihren Familien nicht gerecht wurden.
Diese Phänomene werden derzeit nicht nur durch die Geschehnisse in Hanau und Dessau, sondern auch durch die Halle-Anschläge, den Fall Walter Lübcke und den sogenannten NSU 2.0 sichtbar und sind ein bundesweites Problem.
Vier weitere Arbeiten von Forensic Architecture untersuchen rassistisch motivierte Fälle in Europa und in den USA ermitteln und werfen kritische Fragen zu nationalem und internationalem systemischen Rassismus sowie Menschenrechtsverletzungen auf.
Diese Ausstellung entstand als Zusammenarbeit zwischen dem Frankfurter Kunstverein und dem Londoner Forscher- und Künstler*innenkollektiv Forensic Architecture, seiner Berliner Schwesteragentur Forensis, der Initiative 19. Februar Hanau und Initiative in Gedenken an Oury Jalloh. Die Untersuchungen sind vom Frankfurter Kunstverein koproduziert mit Unterstützung durch das Haus der Kulturen der Welt (HKW).
Der Frankfurter Kunstverein steht für eine erweiterte Rolle von Kunst und von Kulturinstitutionen, welche die rein metaphorische und symbolische Ebene verlassen, um im realen demokratischen Prozess zu agieren, demokratische Strukturen zu verteidigen und die Werte unserer Zivilgesellschaft zu stärken.
Forensic Architecture ist eine 2011 gegründete Rechercheagentur, die dank digitaler und investigativer Methodiken und Technologien Spuren der Gewalt durch Unternehmen und staatlicher Gewalt untersucht. Forensic Architecture arbeitet ausschließlich für zivile Opfer, NGOs und unabhängige Vereine.
Flankierend zur Ausstellung findet im Frankfurter Kunstverein das öffentliche Forum kollektiver Wahrheitsfindung statt. Eingeladen werden Vertreter*innen der Opferfamilien des Attentats in Hanau, die Initiative 19. Februar Hanau und die Initiative In Gedenken an Oury Jalloh, Vertreter*innen von Forensic Architecture/Forensis, Expert*innen für Rechtsextremismus und Anti-Rassismus, sowie Jurist*innen und Journalist*innen. Führungen mit unterschiedlichen thematischen Schwerpunkten werden das Begleitprogramm durch die Ausstellung ergänzen. In Kooperation mit dem SWR2 wird eine Serie von sechs Audio-Dokumentationen mit dem Titel Die Lücke von Hanau veröffentlicht. .. siehe auch Link Frankfurter Kunstverein