Wie starb Oury Jalloh? Auch 14 Jahre nach dem Tod des Asylbewerbers in einer Dessauer Polizeizelle ist diese Frage ungeklärt. Ein neues Gutachten kommt jetzt zum Ergebnis, dass Oury Jalloh vor seinem Tod schwerer verletzt wurde als bisher bekannt. Wurde er in der Polizeistation umgebracht, um Misshandlungen zu verdecken? Für die Justiz sind die neuen Erkenntnisse kein Grund, die Ermittlungen wieder aufzunehmen.
Pressemitteilung – Initiative in Gedenken an Oury Jalloh – 28.10.19
Neues forensisch – radiologisches Gutachten im Fall Oury Jalloh
“Nach Begutachtung der Bilddateien der Computertomographie vom 31.03.2005 des
Leichnams des Oury Jalloh sind Knochenbrüche des Nasenbeins, der knöchernen
Nasenscheidewand sowie ein Bruchsystem in das vordere Schädeldach sowie ein Bruch der 11. Rippe rechtsseitig nachweisbar. Es ist davon auszugehen, dass diese Veränderungen vor dem Todeseintritt entstanden sind.” 1
Sowohl die schwere Kopfverletzung, als auch die klar erkennbare und durch punktuelle
Gewalteinwirkung gebrochene 11. rechte Rippe, legen den dringenden Verdacht nahe, dass Oury Jalloh von Polizeibeamten vor seinem Tod körperlich schwer misshandelt worden sein muss.
Als Oury Jalloh am Morgen des 7. Januars 2005 von den Frauen der Stadtreinigung angetroffen wird, weist er keine offenkundigen Verletzungen im Gesicht oder am Oberkörper auf. Auch im Rahmen der Untersuchung durch den Polizeiarzt Dr. Blodau zwischen 9:15 und 9:30 Uhr werden keinerlei solche Verletzungen oder Symptome der nunmehr festgestellten Verletzungen am Körper oder im Gesicht von Oury Jalloh beschrieben. Deshalb ist davon auszugehen, dass sowohl der Nasenbein- und Schädelbasisbruch als auch die gebrochene 11. Rippe rechts im Zeitraum zwischen
der Untersuchung durch Dr. Blodau und dem Ausbruch des Feuers in Zelle Nr. 5 entstanden seinmüssen. Die Einwirkungen der Gewalt waren sowohl im Gesicht, als auch im Bereich der 11. Rippe in einer Art und Weise punktuell bzw. fokussiert heftig, dass eine Selbstverletzung oder ein Sturz weitestgehend ausgeschlossen werden können. Eine Beifügung dieser Verletzungen durch Dritte ist damit naheliegend wahrscheinlich.
Der Zeitraum in welchem Oury Jalloh die beschriebenen Verletzungen durch externe
Gewalteinwirkung zugefügt worden sind, ist eindeutig eingrenzbar und liegt zwischen: 9:30 Uhrund 12:05 Uhr. Auch der Kreis möglicher Täter*innen ist eindeutig einzugrenzen – er beschränkt sich auf die im Polizeirevier Dessau anwesenden Personen mit Zugang zu den Zellen im Gewahrsamstrakt.
Initiative in Gedenken an Oury Jalloh
Wir danken für die solidarische Unterstützung der Kommissionsarbeit und unserer Pressekonferenz: und allen allen privaten Spender*innen
1Prof. Dr. Bodelle, “Fachradiologisches Gutachten”, 18.10.2019, S.13.
DIE DREI UNAUFGEKLÄRTEN FÄLLE IM OURY JALLOH KOMPLEX Bild als Pdf
zum Fall Hans-Jürgen Rose (1997):Rechtsmedizinisches Gutachten vom 18.06.1998 (Zusammenfassung) PdfBilder Speisesaal PolizeirevierPdfBilder SchlagstöckePdfBilder Hans-Jürgen Rose / SektionPdf
Bilder Mario Bichtemann (2002) Polizeirevier Dessau, Zelle 5Pdf
Anhaltende Verschleppung und Verhinderung zielführender Ermittlungen
seitens der Staatsanwaltschaft Dessau – Roßlau
Anlässlich des 12. Todestages von Oury Jalloh veröffentlicht die Initiative in Gedenken an Oury Jalloh, e.V. die gutachterliche Stellungnahme des Brandsachverständigen Iain Peck
Iain Peck (PROMETHEUS Forensic Services – London/UK) hatte bereits im vergangenen Jahr im Auftrag der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh ein Sachverständigengutachten erstellt, welches der Öffentlichkeit am 27. Oktober 2015 auf einer Pressekonferenz in Berlin präsentiert wurde. Darin hatte Peck wissenschaftlich begründet, dass Oury Jalloh aus Expertensicht von Dritter Hand angezündet wurde. Der Feuerzeugrest, der erst drei Tage später in den Asservaten „aufgetaucht“ war, weise ausschließlich tatortfremde Fasern und DNA-Spuren auf. Drei Gutachten belegen mittlerweile, dass dieses Feuerzeug nicht im Brandschutt der Zelle 5 gelegen haben kann.
Die Staatsanwaltschaft Dessau – Roßlau hat am 18. August 2016 im Beisein zahlreicher Medienvertreter*innen einen neuen Brandversuch in Dippoldiswalde/Schmiedeberg (Sachsen) durchführen lassen. Bis heute liegt keine gutachterliche Auswertung des Versuchs von Schmiedeberg am 18. August 2016 vor! Continue reading →
Der zuständige StA Olaf Braun behauptet in einem Interview aus seinem Dienstzimmer im Beitrag von „hallo deutschland“ (ZDF) – Laufzeit 0:32-0:44min – zum ersten Mal in aller Öffentlichkeit:
„Diese zentrale Frage ist die:
Ist es so, wie im ursprünglichen Verfahren angenommen, dass Oury Jalloh sich selbst auf der Matratze angesteckt hat, oder aber hat tatsächlich ein Dritter das Feuer gelegt?“
Der Beauftragte der technischen Durchführung des presseöffentlichen Brandversuches der StAW Dessau-Roßlau am 18. August 2016 vom ominösen „Institut für Brand- und Löschforschung Sachsen“ in Schmiedeberg, Herr Thorsten Prein, äußerte sich vor Ort gegenüber der Presse jedoch vollständig gegenläufig:Continue reading →
Greifswalder Strasse 4 / 10405 Berlin – Prenzlauer Berg
mit freundlicher Unterstützung der Liga für Menschenrechte
und der Rosa Luxemburg Stiftung.
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Warum hat die Initiative weitere Sachverständigengutachten in Auftrag gegeben?
Im November 2013, das war vor 2 Jahren, haben wir an diesem Ort das Brandgutachten des irischen Brandsachverständigen Maksim Smirnou vorgestellt. (…)mehr – pdf
zum Video: PRESSEKONFERENZ (komplett), vom 27.Oktober 2015:
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Erklärung der Initiative in Gedenken an Oury Jalloh – zur Pressekonferenz: